Berlin (ddp). «Die Judenjöre soll verrecken», hört Margit Siebner den Blockwart noch heute rufen. Ihre Erinnerungen sind wach. Erinnerungen an die letzten Kriegsjahre, als sich die Halbjüdin in Berlin vor den Nazis verstecken musste und als Laufmädchen in einer Fabrik Schutz fand. Margit Siebner ist es wichtig, von dieser Zeit zu erzählen. «Man kann die eigene Vergangenheit besser verarbeiten und Probleme zwischen den Generationen lösen», sagt die Zeitzeugin.
Seit zehn Jahren gehört die 74-Jährige der Berliner Zeitzeugenbörse an. Mit ihrer Lebensgeschichte geht sie in Schulen und Universitäten. Dort hört sie immer wieder, dass viele Menschen ihrer Generation die Vergangenheit totschweigen. «Viele haben Schuldgefühle oder Angst, dass alte Wunden aufbrechen», erklärt Margit Siebner. Dabei weiß die noch berufstätige Psychologin aus ihrer eigenen Praxis, wie befreiend und rleichtend der offene Dialog sein kann.
(abacho.de, 24.08.2006)