Gegen den rechten Alltagsbetrieb - Bericht Gera-Demo

antifas aus erfurt 26.05.2003 20:30 Themen: Antifa
Bericht über die Demo: "Den rechten Alttagsbetrieb angreifen! Für linke Kultur und antifaschistischen Lifestyle!" am 24.Mai in Gera (Thüringen)
Am 24.Mai versammelten sich am Erfurter Hauptbahnhof zwischen 30 und 40 Leuten um mit dem Zug nach Gera zu fahren um an der Demonstration der Antifaschistischen Aktion Gera (AAG) teilzunehmen.
In Gera gab es lange Zeit überhaupt keine Antifa-Strukturen mehr und die Stadt entwickelte sich zu einer Nazihochburg im wahrsten Sinne. In Gera gibt es mehrere Nazi-Skin und NS-Black-Metal Bands, mehrere Naziläden, einen Versand welcher rechtsextremistische Waren verkauft sowie Kameradschafts-und NPD-Strukturen. Ein kleines aber unerschrockenes Häufchen antifaschistischer Jugendlicher hat sich zum Ziel gesetzt dieser Entwicklung Widerstand entgegen zu setzten. Viele Gründe also um nach Gera zu fahren um zu demonstrieren. Dabei war auch weniger die Frage wie groß die demonstration sein würde. Auch eine Demonstration mit nur 100 Leuten würde in Gera wichtig sein.

In Erfurt hatten mehrere Gruppen zu der Demo mobilisiert und wir waren gespannt, ob sich ein paar "Kamerädchen" des fiktiven oder realen "Nationalen Beobachters Erfurt", welcher seit kurzem im Internet mit geistigem Dünnschiss um sich schmeißt, blicken lassen würden. Schließlich hatten sie dazu aufgerufen, in Gera "nationale Strukturen zu verteidigen". Leider!! war von ihnen nichts zu sehen. In Gera stieg unsere kleine Demo aus dem Zug und wir liefen lautstark an sichtlich erstaunten Bullen am Bahnhof vorbei - offenbar hatte sie niemand über unser Kommen informiert. Leider waren wir nicht informiert genug über die örtliche Lage der Naziläden sonst hätten wir wissen können, dass sich direkt neben dem Bahnhof der Naziladen "Youngland" befindet.
Dort standen auch schon einige Kameraden davor und waren wenig erfreut, uns zu sehen. Wir reagierten nicht schnell genug und panisch reagierende Bullen stellten sich zwischen uns und die Nazis. Vor dem Laden, vor dem auch ein Nazi auf einem Motorrad saß dessen Motor er jaulend aufheulen ließ, hing ein Bettlaken auf dem "feige und klein schmeißt ihr nachts die Scheiben ein"
oder so ähnlich gepinselt stand. Auch dem Laden waren die Spuren antifaschistischer Aktion anzusehen.
"Gera,Gera - wir sind da - autonome Antifa!" rufend zogen wir in die stark belebte Innenstadt wo auch irgend ein CDU-Fest stattfand. Irgenwann bekamen auch die paar Staatsbüttel Verstärkung welche sogar zugreifen wollten, als ein Spuckie geklebt wurde. Nachdem einige Leute dem bedrängten Genossen zu Hilfe eilten ließ der Bulle ihn wieder laufen. "Zugriff derzeit nicht möglich" meldete er in sein Funkgerät.
Überall in der Stadt sind kleine Gruppen Nazis unterwegs. Leider sind wir von Bullen umgeben. Als wir auf dem Kundgebungsplatz am Südbahnhof ankommen sitzen dort schon ca. 70-100 Leute in der Sonne auf der Wiese.
Nach anfänglichen organisatorischen Schwierigkeiten formiert sich so langsam eine Demo - und es geht los. Allerdings verbot die Stadt Gera einige Tage vor der Demo die ursprüngliche Demoroute und verordnete eine überlange Demoroute - welche glücklicherweise noch während der Demo verkürzt wurde.
An der Demo beteiligten sich ca. 200 Menschen.
Die Bullen provozierten in vielen Momenten die TeilnehmerInnen der Demo und holten auch einen Teilnehmer aus der Demo weil dieser eine Bierflasche mit sich führte. Verglichen mit der Grenzcampdemo 2002 in Gera lief die Demo jedoch nicht permanent in einem Bullenkessel. Gefilmt wurde jedoch diesmal auch von der Kripo mit der Begründung: (O-Ton-Einsatzleiter) Das ist legitim. In der letzten Zeit wurden in Gera mehrere Läden gesmasht!"

Von einer großen Anzahl der TeilnehmerInnen wurde leider stark Alkohol konsumiert. Ein Alkoholverbot durchzusetzen erschien bei der TeilnehmerInnenzahl jedoch ungeeignet.

Während der ganzen Demonstration waren am Demorand Nazis zu sehen die provozierten, "Nazis raus" skandierten oder mit Motoradhelm und Klammotten versuchten zu filmen wogegen die Bullen nicht vorgingen.
Nach Ende der Demo legte ein Erfurter DJ Drum `n Bass auf und im Anschluss fand ein Hardcorekonzert statt.
Wir machten uns mit einer großen Gruppe auf den Rückweg zum Bahnhof. Umso näher wir dem Naziladen "Youngland" kamen desto größer wurde die Anzahl der uns begleitenden Polizeibeamten. Die Nazis standen immer noch vor ihrem Laden und wir riefen ihnen
"Hurra,Hurra - die Erfurter sind da!" entgegen, worauf sie ziemlich sauer reagierten. Ein Rankommen war jedoch nicht möglich. Am Bahnhof musste ein Glatzkopf jedoch eine kleinen Sprint präsentieren um sich vor den anstürmenden Antifas zu retten. So musste wenigstens einer von ihnen einsehen, dass ihre proklamierte "national befreite Zone" nicht von Dauer sein wird.
"Wir kommen wieder - keine Frage!" riefen wir ein letztes Mal bevor wir im Bahnhof verschwanden und wegen fallen gelassener Flasche erstam eine Zeit im Bullenkessel standen. Gera ist immer wieder eine Überraschung. In Erfurt musste der BGS ein fehlendes Fenster und den angebrachten Spruch: "BGS-Menschenjäger" und andere begutachten.

Die Demo war zwar nicht sehr groß, aber ein erster Schritt im Kampf gegen die rechte Hegemonie in Gera. In solch einer Stadt antifaschistische Arbeit zu leisten ist keine leichte Angelegenheit und unsere FreundInnen vor Ort brauchen dabei tatkräftige Unterstützung.
Den rechten Alltagsbetrieb angreifen - für linke Kultur und antifaschistischen Lifestyle!

Im Juli wird es eine antifaschistische Bustour durch Thüringen geben um den Häusern,Kneipen und Läden der Nazis einen Besuch abzustatten und darüber zu informieren. Haltet Euch auf den Internetseiten auf dem laufenden.

Weitere Infos:
Antifaschistische Aktion Gera (AAG)
 http://www.aag.antifa.net
Antifascist Youth Erfurt
 http://www.aye.antifa.net
Autonome Thüringer Antifa-Gruppen
 http://www.puk.de/atag





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Ergänzungen

Toll Erfurter!

FDJ-Horst 26.05.2003 - 23:25
Hurra Hurra die Erfurter sind da.Wahnsinnig geistreich.Da werden sich die Naziprollos wohl vor Angst eingeschissen haben.Auf jeden Fall ist Gera immer eine antifaschistiche Reise wert.Was da los ist, ist richtig krass!!Außerdem ist noch das Klaus Haus zu erwähnen, denn dort hat wohl die lokale Antifacrew vorerst ihr Domizil gefunden und organisiert kulturelle Events wie Partys, Konzerte, Kino, Diskussionen usw. schön und weiter so!!! Für ein Faschofreies Gera !!!
Watch out for Infos and Flyer.
SUPPORT AAG NOW!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

was is eigentlich...

mmc 27.05.2003 - 03:49
...aus der tollen awa (antifa-betriebsausflug) geworden?

zur awa....

Prinz von Tinz 27.05.2003 - 04:44
tja die awa musste leider aufgelöst werden, da sich keiner groß gemeldet hat mit zu machen! auf  http://aag.antifa.net is irgendwo noch nen Link zur alten awa page... aber wie gesagt, die awa ist aufgelöst. aber ein was gutes hatte die sache, durch die awa sache wurde die AAG gegründet... und die haben schon so manches gemacht...

hurra,hurra

xvh 27.05.2003 - 18:18
..du hast den witz richtig gut verstanden - und ihn richtig schön ernst genommen.

Zum Aufmacher

Artur Frohberg (ich bin 72 Jahre -bitte Sie) 27.05.2003 - 19:12
Sind Sie wirklich davon überzeugt,daß Personen noch einmal linke Kultur uns Kommunisten brauchen. Ich habe 7 Jahre, aus politischer Überzeugung, in Stasi-Knasteinrichtungen gesessen. Solange ich noch lebe, werde ich diese Brut bekämpfen. Leider kann ich dieses nur noch mit Geld. Und ich werde alle Unterlagen weiterhin den Leuten zur Verfügung stellen, um die kommunistischen Verbrecher blos zu stellen. ich danke meinem Enkel Karl-Heinz Eberle,das er dieses für mich geschrieben hat. Glück auf Deutschland- gegen die rote Verbrecherbrut. Artur Frohberg!

@mods

anti 27.05.2003 - 20:46
"arthur frohberger" bitte löschen! er hetzt undifferenziert
und unausgewogen. dass er bei der stasi im knast saß, hat er zwar auch nicht verdient, aber wenn er seine einstellung auch schon vorher gehabt hat, wundert's mich auch nicht!

NO STASI - NO NAZI!!

Du, Anti ?

jawbaw 27.05.2003 - 21:40
Was issn bitte differenziert hetzen???

Bilder und mehr...

AAG 31.05.2003 - 17:18
Bilder und die Stellungnahme der AAG gibt's hier:
 http://de.indymedia.org/2003/05/52970.shtml

Termin: NPD-OpenAir in Gera verhindern!

AAG 31.05.2003 - 17:22
We'll rock YOU – NPD-OpenAir in Gera verhindern!

Der Geraer NPD-Kreisverband um Gordon Richter, Nico Hüfner, Andre Berghold (alle auch im NPD-Landesvorstand) und Jörg Krautheim will am 21. Juni eine "Kundgebung" in der Geraer Innenstadt abhalten. Stattfinden soll die Veranstaltung im "Park der Jugend" zwischen Heinrich- und Talstraße. Ähnlich wie in Gotha zum "Thüringentag der nationalen Jugend" sollen "Redner und Musikgruppen" auftreten. Angemeldet wurde unter dem Namen "Rock gegen Krieg" ganztägig bis 22 Uhr. AntifaschistInnen aus Leipzig gehen von einer "offiziellen Sonnenwendfeier" aus.
Kommt alle und bringt reichlich Ideen mit - Aktionen unsrerseits sind in Vorbereitung. Aktuelle Infos unter  http://aag.antifa.net
NPD wegrocken - am 21. Juni gehört UNS die Stadt!!!

brenne 'g-town', brenne!!!!!

FDJ-Margot 03.06.2003 - 21:25
..hurra, hurra es gibt noch andere 'zecken', als die in gera weit verbreiteten und oft an politische beliebigkeit grenzenden 'alternativen jugendlichen'.
um so herzerfrischender ist, das es da noch rotz-freche antifas gibt. knuddel.
schaut doch öfter mal vorbei! mensch braucht einfach nur aus dem hbf gera rausfallen und schon kann's losgehen..