German Police goes Gipfelhopping

Ohlalá (Otto kommt durch!) 15.05.2003 22:31 Themen: Globalisierung Repression
Es geht um 750 Leute, die nun doch in die Schweiz geschickt werden könnten und vermutlich werden. Die "bewilligten" 720 sind die Schweizer, die von den Kantonen gestellt wurden, als 1.500 weitere Leute beantragt wurden und der Sicherheitsausschuss eben diese bewilligte. Die Deutschen werden nicht bewilligt, sondern "angenommen".
Das Angebot kam von Herrn Otto Schily, BRD-Innenminister und wurde zunächst mit der Begründung abgelehnt, es gäbe Probleme, die schweizer Polizeidoktrin mit der deutschen zu vereinbaren. Schnee von gestern inzwischen, wobei die Sache formal nach meinen Informationen noch nicht den letzten Schliff hat. Heute hat sich der Sicherheitsauschuss ausgesprochen, aber erst am 21. Mai soll die Regierung die Teilnahme von den reisenden Straßenkämpfern in grün aus Deutschland absegnen. Imer einen Schritt voraus die Jungs. In Genua sagten sie wie und wozu. Carlo Giuliani war gerade mal drei Tage tot, da forderte Otto, der vorher lautstark die Mär der Bedrohung durch unrettbar wilde Gewalttäter seine lang ersehnte internationale Riot-Polizei ein. Um angesichts der Schrecken von Genua den Schein zu waren, lehnten die EU-Staaten ab. Also redete er erstmal mit der Schweiz...

Zur Freude seiner operativen Spezialisten für grobe Straßenangelegenheiten und ihrer besten Kampfhengste geht´s nun doch noch in den Auslandseinsatz. Die Testfahrt in Landquart ging ja auch ganz gut, kein Schwein hat ernsthaft was dagegen gesagt. Vor einer Woche hatte sich die Schweiz dennoch erstmal geziert, Ottos Angebot anzunehmen. Interessant, dass gerade jetzt wo klar wurde, dass Genua faktisch widerstandslos begraben ist, (Carabiniere, der Carlo tötete wird frei gesprochen, und alles schweigt selbst in Italien) nun doch alles Möglich ist. Wer hat die schwarzen Listen, so wie sie inzwischen gehandhabt werden und gerade die Schweizer sprachlos machen, erfunden? Wer hat medial passend mit einer jahrelang hochgepuschten "schwarzen Block" Hysterie, so wie dieser in D. nur noch in ihrer Fantasie existiert, mit einer geschickten wie extremen Auslegung einer ganz besonderen Abwehr-von-Gefahren-Ideologie umfangreiche Handlungsebenen in Polizeirecht und Einsatztaktik (die Greiftrupps, die Schleusenrituale, die Demoauflagen, die Schutz- und Begleitteams für Nazis, die Bgs-Auftritte inmitten von Wohnvierteln etc. wie wir sie heute kennen) ganz neu erfunden, rechtlich begründet und organisiert? Ich krieg´s nicht über die Lippen zu sagen, wacht auf, weil es einfach zu spät ist.

Leute hier werden es nicht mögen und am allerwenigsten wird es den zurzeit sicher besonders aufmerksamen provo-teams in den Kram passen - ich sage trotzdem: wer nach Evian fährt, soll sich gut klar machen, dass es dieses Spiel mit der zügellosen Randaliererhysterie zu brechen gilt. Dass es gilt, sie damit im Regen stehen zu lassen und den Medien keine Bilder wie die, auf die sie jetzt schon gierig warten, zu schenken. Dass es gilt, viel Ausdruck und viel unity (wie gehabt in der Vielfalt) zu produzieren und das Lügenbild, mit dem Systemgegner permanent diffamiert werden, krachen zu lassen.

So weit ich weiß, ist es Konsens unter den Gruppen der Vorbereitung, dass entschieden und massenhaft, aber konsequent gewaltfrei blockiert werden soll. Schon das blockieren wird schwer genug... Die größte Stärke wird gezeigt werden, wenn es gelingt, diese Initiative bei massenhafter und entschlossener Anteilnahme möglichst vieler GipfelgenerInnen durchzuführen. Fantasie, Farbe, Ausdruck, Kommunikation und Gegenseitigkeit werden dabei eine Riesenchance sein, weil sie das fördern können, dass sowas so wie es gedacht ist, möglich wird. Nicht zu vergessen auch die Gefahren von der Seite: nach meinen Informationen sind etliche Gewerkschaftsfunktionäre mit polizeilichen Ansprechpartnern zum effizienten Anzeigen von "Gewalttätern" bei Straßentroubles ausgestattet. Auch das gilt es, nicht zuzulassen. Dass sich da irgendwer aus der Ecke bei Troubles spalterisch einschießt.

Es geht nicht darum, nachzugeben oder sich zu beugen. Es geht darum, nicht nach ihrer Pfeife zu tanzen und erstmal zur eigenen gegenwärtigen Schwäche und Unterlegenheit zu stehen. Es geht darum, die Gegnerschaft zu praktizieren, ohne sich wie sie es gern hätten verheizen und vorführen zu lassen. Auch deshalb ist der zweite große politische Schwerpunkt des Gegengipfels neben der Belagerung der G8-Megafestung viel gemischte inhaltliche Arbeit im Kollektiv aller, die wollen, an Visionen, Positionen, Initiativen und möglichst handfesten weiterführenden (internationalen wie lokalen) Perspektiven. Die G8 Gegeninitiativen setzen ausdrücklich auf radikal gedachte, intensive und kreative inhaltliche Arbeit neben dem Protest. Möge das jede/r beherzigen, der/die hin will.

Zahlen und Fakten

Sicherheitsapparat auf Schweizer Boden: etwa 10.000 Leute:

- 5.600 Soldaten werden von Bern gesandt
- 2.000 Polizisten stellen die Kantone Vaud, Genf und Walis
- 800 kommen aus anderen Kantonen
- 750 so gut wie Sicher aus Deutschland.

Was die Schweizer zu tun haben, ist die Überfahrt einiger Hundert Leute aus dem G8 Tross vom Genfer Flughafen nach Evian su sichern, den Aufenthalt und die tägliche Überfahrt der Delegierten, die in Lausanne und sonst am See wohnen werden zu protegieren und das Demonstrantengewühle zu kontrollieren. Dass es immer mehr Initiativen an verschioedenen Orten entlang des Sees gibt, wenn auch das meiste sich offenbar in und um Genf konzentriert, scheint sie nervös zu machen.

- In Frankreich werden 18'000 Polizisten und Soldaten eingesetzt.
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Ergänzungen

16.05.2003 - 04:35
Die herrschenden machen sich große Sorgen den Protest nicht kontrollieren zu können und nicht für "Sicherheit" sorgen zu können. Tja sowas aber auch.

16.05.2003 - 09:35
Die machen sich schon seit Jahren Sorgen. Deshalb sind sie auch so rabiat.

Die einzigen Anti-Gipfel Aktionen

16.05.2003 - 12:33
die etwas bewegen konnten, waren Seattle, Genua, Göteburg und Prag. Nicht Brüssel, Kopenhagen oder was weiss ich was (bei gleichen Teilnehmerzahlen) - warum wohl?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass einige der postings auf Indymedia Teil der Befriedungsstrategie sind. Die Herrschenden mögen Demos, bei denen sich die Demonstrant(inn)en totlaufen und der Konsument nichts davon mitbekommt, dass es wirklich radikal unzufriedene Menschen gibt.



Re:

... 16.05.2003 - 14:52
tja sie merken wohl langsam selbst das ihre "Reformen" und "Gesetze" immer unerträglicher werden ...

was genau

b.n. 16.05.2003 - 15:37
was genau haben denn genua, goeteborg und prag denn bewirk ausser der erkennungsdienstlichen behandlung von tausenden? du troll.

Fake-Demos

faker 16.05.2003 - 16:13
Also, es ist doch immer wieder das Gleiche. Auf der einen Seite marschieren die Bullen und auf der anderen Seite die Demonstranten auf. Das erinnert mich stark an die Feldschlachten des 17-18. Jahrhunderts. Das ist doch primitiv.
Wie wär denn mal folgendes:
Ausgehend von der Überlegung, daß ja so ein Bulleneinsatz echt viel Geld kostet und diese Schläger auch nur Menschen sind, die absolut genervt werden können:
Organisieren wir doch mal Fake-Demos. Also Demos groß ankündigen, Bullen aufmarschieren lassen. Ein paar Reporter hinschicken um die Peinlichkeit zu dokumentieren.
Sollen die sich doch mal ein paar Tage ohne jede Arbeit die Beine in den Bauch stehen. ;-)). Also da wär ich natürlich sauer, wenn sich der "Gegener" nicht mehr an die Spielregeln hält und enfach nicht kommt. LOL.
Andere Variante: den Ort der Demo in ganz andere Stadt verlegen. Also beim G8-Gipfel muss es ja nicht unbedingt Evian sein. Wie wär denn zum gleichen Zeitpunkt eine Demo in Berlin und Zürich. Natürlich unangemeldet.
Oder man demonstriert wenn die Bullen wieder aus Evian abgezogen sind.
Also Möglichkeiten, gibt es da genug.
Im immer Hinterkopf, daß der Bulleneinsatz viel Geld kostet und wir heute über Internet und Verschlüsslung die Möglichkeit haben, solche Fakes zu bringen.

In dem Sinne

Der Faker

an den über mir

ghgh 16.05.2003 - 16:37
Das is ja ne tolle Idee.....dann weiß dann keiner mehr obs jetzt stattfindet oder net.......meinste die bullen kommen net dahinter????
was meinste wie viele V-Leute in unseren Reihen stehn????
immer realistisch bleiben

G8 Evian

südrebellen 16.05.2003 - 17:54
Das Ungehorsame kriegt eine neue Dimension: Demonstrationszüge ohne Routen, Blockaden der Blockaden, Seen ohne Wasser, Botschaften klettern...

und Südrebellen mit rollerblades?
nur nicht übertreiben.

ci vediamo ad Evian

Befriedungsangst gibts auch als Spaltungstool

Ohlalá 16.05.2003 - 17:55
(re: an den/die Anonymer/n von 11:33)

...Das geht so weit, dass so eine Anmerkung wie du sie machst und womit du diesem Beitrag Befriedungsabsichten unterstellst, genauso gezielt gestreut werden könnte, wie das, was du fälschlich vermutest, damit das, was sie brauchen, um uns illegal zu machen, wieder mal zustande kommt. Gehen wir das mal reflektiert durch: NACHHALTIG haben Seattle, Prag etc. erstmal nichts gebracht, zumindest nichts breites, was sichtbar und spürbar zum Ausdruck kommt. So weit ich das überblicken kann, ist nichts daraus geworden, was tatsächlich revolutionäre Kreise ziehen würde. Die Schuld wird den Peacemakern gegeben, die sich so befriedet und angepasst wie sie sind nicht abholen lassen, da wo du offensichtlich meinst, sie hin haben zu müssen, damit Revolution sein kann. Na ja. Mir ist das zu kurz. Und dann muss einfach das derzeitige inhaltliche und organisatorische Vakuum in den radikalen Strömungen berücksichtigt werden. Wo nichts oder bestenfalls eine arg verkümmerte Pflanze ist, da kann auch nichts echt springendes werden. Aber zu tun gibt´s viel, und es steht viel auf dem Spiel.

In Evian geht es null darum, sich wie die Lämmer tot zu laufen. Eine Werkstatt soll es sein, und eben ein Hindernis, das sich körperlich gegen etwas stellt, das ein Handeln repräsentiert, das nicht gut geheißen wird. Das was machbar ist, liegt aufgrund einer ganzen Reihe von Umständen tatsächlich ziemlich weit jenseits von einer Scherbenshow als Weg. (Und steck´ mich deshalb bloß nicht in die Befrieder-Ecke, weil das einfach nicht der Fall ist).

Die internationalen polizeilichen Zuständigen für das entsprechende Monitoring gehen unter von ihnen geschätzten 30.000 bis 90.000 Teilnehmern von 1.700 bis 4.700 Kandidaten der Sorte aus, die aus unterschiedlichen Gründen die Kampfformen, die du für das einzig wahre hältst, anstreben wollen könnten. Der Rest der Protestteilnehmer ist damit die überwältigende Mehrheit und definiert seine Positionen und Handlungsebenen und -formen nun mal anders, ob das cool und handfest ist oder nicht. Das gehört nicht kritik- und widerspruchlos geschluckt, aber auch nicht übertrampelt. Der Konsens von dem ich oben Sprach ist einer, der von einer ganzen Reihe von Gruppen getragen wird, die mit dem Befriedungsfilm dezidiert und zu recht nichts zu tun haben wollen und gerade deshalb auf die zwei Schwerpunkte-Formel Blockade mit möglichst vielen Zusammen und eigene Artikulationsräume und -initiativen im Rahmen von guten, perspektivisch tragenden politischen Werkstätten statt Tobin-Tax-Für-ein-bessere-Welt-Veranstaltungen setzen. Segmentierter und einzelkämpferisch durchgeführter (demonstrativer) Radikalktionismus ist aus vielerlei Gründen bei dieser Geschichte nun mal zu wenig und aus offensichtlichen Gründen leicht angreifbar und instrumentalisierbar, die, die das Wachsen von Bewegungen und von Organisation von unten nicht haben wollen, sind echte Profis darin, sich einen solchen missbräuchlich zu nutze machen. Fast 30.000 Polizisten und Soldaten werden schon dafür sorgen, dass nichts passiert. So ist das eben. Hinzu kommt der Mist mit den Medien und dass die wenigsten Streetfighter heutzutage Leute mit so viel Mumm, Klarheit, Know-how und last not least politischer Substanz sind, wie sie nötig wären, um diese Form der Auseinanderstzung/des Protests auch glaubwürdig und sinnvoll umzusetzen.

Die gewaltfreie Blockade mag dir zu wenig erscheinen, insbesondere wenn dir Angriff als die einzig wahre Handlungsebene erscheint, und doch stellt erstere meiner Ansicht nach das einzige wirklich umsetzungsfähige Politikum in Zusammenhang mit Evian dar, die einzige Aktionsform, die wirklich Konsens unter vielen findet, die einzige, die wirklich etwas breiter getragen wird und eben von der Aktionsform her sehr wohl mehr und alles andere ist, als sich todpeacig und untertänig tot zu laufen. Soweit es vorher oder währenddem nicht doch noch zwischen allzu peacigen und bürgerlichen Kritikern und dem revolutionären Gegnerspektrum spalterisch knallt. Ich kann mich ja irren, sehe das aber so. Die Losung ist nun mal eher Gipfel blockieren als Gipfel zerschlagen, so hat sich das im Laufe der Vorbereitung in den Gruppen und Ländern im Zuge der Auseinandersetzung gestaltet. Da haben sich Leute auseinandergesetzt, bevor sie zu den Ergebnissen gekommen sind, die sich jetzt herauskristallisiert haben. Es muss genauso vorsichtig mit Befriedung wie auch mit Spaltung umgegangen werden.

re: Fake Demos

lando 17.05.2003 - 17:57
Im Prinzip sind die Chaos-Tage ja auch ne Fake Demo...ok, es ist in dem sinne keine Demo sondern nen strassenfest zu dem massiv aufgerufen wird. Letzten August sollten sie in München stattfinden...tausende von Bullen haben nen wochenedne in München rumgelungert um die tausenden von "politisch motivierten Gewalttätern und unangepassten Jugendlichen" (wenn den dieses polizei Schreiben echt war ;) in schach zu halten. Vorher war massive punk-präsenz angekündigt worden und beckstein hatte schon rcihtig gas gegeben und dann...dann kam keiner. Das war echt geil, vorallem, weil kurz vorher flyer aufgetaucht sind, die das ganze in irgendwelche kleinstädte verlegt haben, wo dann auch hundertschaften hin sind.
Das tragische war nur: Es hat keine Sau interessiert. nach zwei tagen waren die zeitungen leer, als hätte man allen journalisten erklärt, dass es keinen bulleneinsatz gegeben hätte...
Lustig war dann nurnoch die karl-nagel videostellungnahme...
Mal schaun, ob es dieses Jahr zum ersten August wochenende wieder funktioniert...

EU-Gipfel in Thessaloniki kannblockiertwerden

Kampfinitiative Thessaloniki 2003 21.05.2003 - 16:15
Wir sind Bürgerinnen, die uns zu der KAMPFINITIATIVE THESSALONIKI 2003 vereinigt sind und die uns am 23.-24. 11. 2002 in Athen zusammengeschlossen haben. Wir führen eine Kampagne gegen die kapitalistische Europäische Union, im Rahmen der Weltbewegung gegen die Globalisierung. Deshalb rufen wir zu einer europäischen Großdemonstration gegen die Europäische Union im Juni 2003 anlässlich des EU-Gipfels in Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands auf! Wir wenden uns an alle europäischen Bewegungen, die ein klares NEIN zur EU sagen und wir laden sie zu unserem Internationalen Antikapitalistischen-Antiimperialistischen Camp ein!

Der IAA Camp ist frei für jeden/jede, der/die an den Kundgebungen und unseren Workshops teilnehmen mochte. Wir freuen uns darauf, dass auch Freunde aus verschiedenen Ländern zu unserem Appell gegen den EU-Gipfel antreten werden und nach Thessaloniki kommen. Viele Gruppen und Initiativen aus vielen europäischen Orten haben schon positiv geantwortet.

Falls Sie Fragen haben, können sie sich an unseren Deutschsprechenden Genossen wenden:(Michael K. ++30-6973-727674 (Handy), ++30-2310-270082 (Tel. und Fax)

( sprachanwendungen@yahoo.de)