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Proteste gegen WTO-Treffen "Schmusen mit Konzernen"

Begleitet vom Protest Tausender begann heute die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation WTO. Die Demonstranten versuchten, Polizeisperren zu durchbrechen oder zum Kongresszentrum zu schwimmen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden mehrere Menschen verletzt.

Hongkong - Als Mitglieder einer radikalen koreanischen Bauernbewegung versuchten, eine Polizeisperre zu durchbrechen, kam es zu harten Auseinandersetzungen. Mit Helmen, Schlagstöcken und Pfefferspray ausgerüstete Polizisten verhinderten, dass die Demonstranten das am Hafenufer gelegene Kongresszentrum erreichen konnten, wo die Konferenz eröffnet wurde. Die Bauernvereinigung wehrt sich gegen den Import von billigem Reis, mit dem sie nicht konkurrieren können. Während der Ministerkonferenz 2003 in Cancún hatte sich einer von ihnen das Leben genommen.

Einige Dutzend Koreaner in orangen Schwimmwesten sprangen ins Meer und versuchten, den nur wenige hundert Meter entfernten Tagungsort schwimmend zu erreichen. Asiatische Fischer versuchten, mit einem Schiff zu der Feier zu gelangen. 40 Mitgliedern des globalisierungskritischen Netzwerks Attac gelang es schließlich, die Zeremonie zu stören. Sie skandierten Sprechchöre und hielten Transparente mit Parolen wie "WTO bringt Farmer um" und "WTO tötet Demokratie" hoch.

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Proteste gegen die WTO: Zu Lande, zu Wasser und mit allen Mitteln

Foto: REUTERS

Ziel des sechstägigen WTO-Treffens ist es, die Grundlagen für einen neuen Welthandelsvertrag auszuarbeiten, der Ende 2006 unterschriftsreif sein soll. Deutschland will nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) so "viele Zölle wie möglich abschaffen".

Zu den Protesten hatten Dutzende WTO-kritischer Gruppen aus der ganzen Welt aufgerufen. Sie werfen der WTO vor, den Umweltschutz bei ihren Abkommen völlig beiseite zu lassen und sich in den Dienst weltweit agierender Konzerne zu stellen.

"Die EU geht auf Schmusekurs mit Konzernen"

Die Umweltorganisation Friends of the Earth kritisierte, dass die im Zuge der Verhandlungen geplante Liberalisierung des Handels mit Fisch und Holz eine Überfischung der Meere und eine Vernichtung der Wälder zur Folge hätte. Die Gruppe War on Want warf den Industrieländern vor, ihre Forderung nach einer kräftigen Senkung der Industriezölle gefährde in den Entwicklungsländer Millionen von Arbeitsplätzen.

Sprecher des World Development Movement erklärten, die Industrieländer wollten das Allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) dazu benutzen, die Entwicklungsländer zur Privatisierung ihrer Versorgungsunternehmen zu zwingen.

"Die EU stellt sich gerne als die gute Supermacht dar, doch ihre Handelspolitik zeigt nur eins: Verpackt in Entwicklungsrhetorik geht die EU in Wirklichkeit auf Schmusekurs mit den größten europäischen Konzernen", sagte außerdem Christina Deckwirth von der Organisation WEED.

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