Tischlein deck dich

Der Staatsanleihen-Betrug

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wer das Wirken von Bankstern und Zentralbankstern verstehen will, kommt nicht umhin, sich mit der größten Betrugsmaschine, den Staatsanleihen, zu beschäftigen. Hierbei gilt es folgende Fragen zu beantworten: Wer emittiert eigentlich Staatsanleihen, die größte Versuchung zur Kapitalvernichtung, seit es Junk Bonds gibt? Wer kauft diese abgehalfterten Garantien des Staates, die nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind? Und was passiert anschließend mit diesen Fiat-Verbriefungen?

Wer emittiert Staatsanleihen?

Staatsanleihen werden, was die meisten Bundesbürger nicht wissen, von der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main emittiert. Zweck der Gesellschaft ist die Erbringung von Dienstleistungen für das Bundesministerium der Finanzen bei der Haushalts- und Kassenfinanzierung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Sondervermögen auf den Finanzmärkten. Hierzu zählen insbesondere Dienstleistungen bei der Emission von Bundeswertpapieren, der Kreditaufnahme mittels Schuldscheindarlehen, dem Abschluss von Swap-Geschäften sowie den Geldmarktgeschäften (Aufnahme und Anlagen) zum Ausgleich des Kontos der Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Bundesbank.

"Finanzexperte" Günther Schild macht für die Bundesfinanzagentur Werbung

Das Unternehmen mit einem Stammkapital von lediglich 50.000 DM (heute etwa 25.000 Euro) entstand am 19. September 2000 durch Änderung des Gesellschaftsvertrags aus der Berliner CVU Systemhaus Abwicklungsgesellschaft mbH und hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Sollte die Bundesrepublik Deutschland somit im Laufe der nächsten Jahre ebenfalls wie die damalige DDR abgewickelt werden, hat das Unternehmen somit gleich den richtigen Stammbaum.

Wer kauft Staatsanleihen?

Die großen Käufer von Staatsanleihen sind überwiegend große, private Unternehmen, die gemeinhin als Großbanken bezeichnet werden. Wenn der Bund Geld benötigt, dann handeln die Geschäftsbanken mit der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH einen Zinssatz aus - und wenn man sich einigen konnte, dann fließt die entsprechende Summe Giralgeld auf das Konto der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH.

Nehmen wir einmal an, der Bund benötigt an einem Tag 10 Milliarden Euro. Dann wird BRD Finanzagentur GmbH Staatsanleihen in Höhe dieser Summe ausschreiben und bei bestimmten Banken anfragen, zu welchem Zins man diese massive Verschuldung finanzieren kann. Sagen wir, eine Bank X kauft alle Staatsanleihen zu 3,25%. Die Bank hat nun das Recht (und buchhalterisch gesehen auch die Pflicht), die Staatsanleihen in Höhe von 10 Milliarden Euro in ihre Bilanz aufzunehmen und in gleicher Höhe der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH Sichtguthaben in Höhe von 10 Milliarden Euro einzuräumen.

Diese Position nennt man auf der Aktivseite einer Bankbilanz im Fachjargon Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere und auf der Passivseite Verbindlichkeit gegenüber Kunden. Damit kann die Bank ihre Bilanz um 10 Milliarden Euro verlängern, d.h. die Bilanz der Geschäftsbank weist nun eine um 10 Milliarden Euro höhere Summe aus als vor dieser Transaktion. Durch diese ist 10 Milliarden Euro neues Giralgeld entstanden, mit dem die Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH nun sofort Zahlungen, z.B. per Überweisung, leisten kann. Die Banken, die in einer Finanzkrise eigentlich pleite sind, erschaffen sich neues Geld für den Kauf von Staatsanleihen somit durch einen Geschäftsabschluss mit der besagten Finanzagentur.

Das Geldwunder

Werden sehr viele Anleihen von Banken gekauft, kann der Bund jetzt wiederum neben seiner Schuldenwirtschaft Banken Kredite in ungeahnter Höhe gewähren oder sich sogar bei ihnen gegen Cash beteiligen. Damit werden die Bilanzschrumpfungen der Banken durch die deflationären Effekte einer Bankenkrise ausgeglichen und die Bilanzen werden auf Kosten der Steuerzahler saniert.

Finden jetzt die Banken genügend Dumme, die ihnen die Staatsanleihen wieder abkaufen, im Normalfall Staatsbürger oder ausländische Investoren, die glauben, dass der zugrunde liegende Staat nicht pleite gehen kann, so können diese mit einem Gewinn veräußert werden. Wenn sich in einer Weltwirtschaftskrise nicht genügend Dumme finden, die eigentlich wertlose Verbriefungen kaufen wollen, kann die Zentralbank den Banken die Staatsanleihen abkaufen (dies nennt man „Quantitative Easing“). Damit haben die Politik und die Banken das perfekte monetäre perpetum mobile erschaffen. Der Bund hat neues Geld, die Banken haben einen satten Kursgewinn durch steigende Anleihenpreise und sind ihre neuen Schulden gleich wieder los.

Die Zentralbank kann nämlich für eine gewisse Zeit durch den Aufkauf der Staatsanleihen deren Kurse hochhalten und hält somit die Zinsen trotz drohendem Staatsbankrott und Junk-Bond-Status der Anleihen auf einem niedrigen Niveau. Dies kann insbesondere auch dann geschehen, wenn ausländische Gläubiger plötzlich den Glauben in die Staatsanleihen verlieren (z. B. das chinesische Damoklesschwert gegenüber der US-Ökonomie). Der Aufkauf von Staatsanleihen der Banken durch die Zentralbanken stellt als letztes Aufbäumen ein girales Wirtschaftswunder dar, das jedoch anders als das Wirtschaftswunder von Ludwig Erhard nicht auf der Steigerung der Reallöhne basiert, sondern auf einer inflationären Ausweitung der Geldmenge. Deshalb muss wohl auch das Gold im Preis für die Geld-Fetischisten fallen und die Flucht in den US-Dollar und in US-Staatsanleihen als der letzte Hort des planetaren Geldfriedens propagiert werden. Die Zentrale des Neoliberalismus lässt grüssen, wenn der Kapitalismus untergeht. Die Krise ist tot, es lebe die nächste Krise, würde Karl Marx resümieren.