Mord an Bauernsprecher in Apartadó/Kolumbien

kanalB 15.05.2007 17:20 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
"Eine neue Welle der Gewalt gegen die Aktivisten der Humanitären Zonen." - Diese Nachricht entstammt einem Rundschreiben der Friedensgemeinde San José de Apartadó vom 15. Mai 2007

Die Friedensgeminde hat sich im März 1997 gegründet. Die aus ihren Weilern vertriebenen Bauern und Bäuerinnen versammelten sich während einer besonders schweren Attacke durch die Paramilitärs und das Militär im Dorf San José de Apartadó und beschlossen sich gegenüber allen bewaffneten Gruppen als neutral zu erklären. Im Gegenzug fordern sie als Zivilgesellschaft respektiert, d.h. von der Gewalt verschont zu werden. Seit der Gründung der Friedensgemeinde sind jedoch 165 Menschen ermordet worden, zumeist von Paramilitärs. Dennoch halten die Menschen an ihrem Projekt fest.

Gestern, am 14. Mai 2007, wurde der Bauern-Sprecher Francisco Puerta ermordet. Im Busbahnhof von Apartadó, der Kreishauptstadt der Provinz Antioquia/Urabá) kamen zwei Paramilitärs auf ihn zu und feuerten mehrere Schüsse auf ihn ab. Danach entfernten sie sich in aller Ruhe und gingen dabei an Polizisten vorbei, die sich in der Nähe aufhielten.
Francisco Puerta war am Aufbau einer sogenannten "humanitären Zone" im Weiler Miramar (Gemeinde San José de Apartadó) beteiligt. In dieser seit Jahren von Paramilitärs, Militärs und Guerilla heimgesuchten Gegend versucht die Zivilbevölkerung sich durch die Einrichtung von Humanitären Zonen zu schützen. Das sind einzelne Gebäude in den Dörfern, etwa die Schule oder der Lebensmittelladen, die mit einer Funkstation ausgestattet und deutlich als besondere Bereiche markiert sind. Wenn es zu einem Angriff durch bewaffnete Gruppen kommt, soll sich die Zivilbevölkerung in diese Humanitären Zonen retten können. Es geht darum, dass die Zivilbevölkerung versucht, ihre Rechte als Zivilbevölkerung vom bewaffneten Konflikt verschont zu werden, durchzusetzen.

Der Mord an Francisco Puerta reiht sich ein in eine Kette von allarmierenden Vorkommnissen, deren letzte die folgenden waren:

Am 13. Mai kam ein Händler von Apartadó nach San Josesito (wo die Mitglieder der Friedensgemeinde wohnen, seitdem der Staat eine Polizeistation in San José errichtet hat). Er kaufte den Bauern einige Schweine ab und sagte ihnen, dass die Paramilitärs in Apartadó darüber sprächen, bald ein Massaker in San Josesito zu veranstalten.

Am 9. Mai errichteten die Paramilitärs eine Strassensperre auf der Strasse von Apartadó nach San José, dort hielten sie drei Frauen fest, die zur Friedensgemeinde San José de Apartadó gehören. Sie wurden photographiert und bedroht. Man sagte ihnen, dass es bald ein neues Massaker gegen die Friedensgemeinde in San Josesito und dem Weiler La Unión geben würde.

Die Friedensgemeinde wertet den Mord an Francisco Puerta und die Bedrohung der Frauen als weiteren Angriff auf ihre Bemühungen, eine Alternative für die Zivilbevölkerung aufzubauen. Er reiht sich in eine lange Reihe von Gewalt Massakern und Übergriffen ein.

Das letzte grosse Massaker fand am 21. Februar 2005 in den Weilern Mulatos und La Resbalosa (ebenfalls San José de Apartadó) statt. Damals wurden sechs Personen ermordet u.a. zwei kleine Kinder und ein wichtiger Sprecher der Friedensgemeinde, Edoardo Guerra. Im Anschluss an dieses Massaker, errichtete die POlizei in San José eine Polizeistation, was die Bevölkerung, die sich 1997 dazu verpflichtet hatte nicht mit bewaffneten Gruppen und also acuh nicht mit der Polizei zusammenzuarbeiten zwang, ihr Dorf zu verlassen um 10 Minuten Fußmarsch entfernt ein neues Dorf aufzubauen (San Josesito).

weitere Informationen:

 http://kanalb.org/topic.php?clipId=156
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Ergänzungen